Mainz - Die neue Fernkältezentrale der Johannes Gutenberg-Universität am Duesbergweg entsteht zusätzlich zur bestehenden Kältezentrale im Süden des Campusgeländes. Damit wird die Leistung bei der Erzeugung von Kühl- und Kaltwasser auf 18 Megawatt verdoppelt, mit der Option eines späteren Endausbaus auf 21 Megawatt. Parallel zur Errichtung des Neubaus wird seit Frühjahr 2019 die Kälte-Leitungstrasse im Untergrund von mehreren Campusstraßen auf einer Länge von rund einem Kilometer modernisiert oder neu verlegt, um weitere Gebäude anzuschließen. Zur elektrotechnischen Versorgung des Neubaus wird außerdem eine neue Elektrotrasse von 500 Metern Länge hergestellt.
Die Niederlassung Mainz des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) rechnet bislang plangemäß für 2021 mit der Fertigstellung von Neubau und Trassenarbeiten. Voraussetzung ist jedoch, dass die Arbeiten trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie normal weiterlaufen können.
"Moderne Lehre und Spitzenforschung erfordern eine leistungsstarke und sichere Energieversorgung. Mit der Erweiterung der Fernkälte wird die zentrale Kälteversorgung auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wirkungsvoll ausgebaut. Die Kältemaschinen sind hocheffizient und wirtschaftlich, denn sie machen sich kühle Außentemperatur ab 10 Grad Celsius zu nutze. Das spart Energie, reduziert die Betriebskosten und schont die Umwelt", sagte Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen.
"Die Voraussetzungen für gute und erfolgreiche Forschung und Lehre sind vielschichtig. Hierzu gehört auch die technische Infrastruktur", betonte Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Wissenschaftsministerium. "Mit dem Ausbau der Fernkälteversorgung an der Universität Mainz wird der steigende Kältebedarf für die wissenschaftliche Arbeit, den Betrieb der Großgeräte in den Einrichtungen sowie für die Gebäude der Universität künftig gewährleistet. Ich freue mich, dass mit dem Rohbau der Fernkältezentrale jetzt sichtbar ein weiterer Meilenstein beim Ausbau der Infrastruktur des Campus erreicht wurde."
Wie für den Neubau, ist auch für die Tiefbauarbeiten an der Fernkältetrasse eine Bauzeit von rund zwei Jahren veranschlagt. Um den Universitätsbetrieb so wenig wie möglich zu stören, wird jeweils nur ein Straßenabschnitt auf maximal 100 Metern aufgegraben. In einem Teil des Staudingerwegs wurden Rohrleitungen neu verlegt, um weitere Institutsgebäude anzuschließen. Trassenarbeiten laufen oder liefen auch im Duesbergweg, Jakob-Welder-Weg und Fritz-Straßmann-Weg.
Die Kanzlerin der Johannes Gutenberg-Universität, Dr. Waltraud Kreutz-Gers erklärte: „Die Erweiterung der Fernkälte-Infrastruktur ist für die Johannes Gutenberg-Universität von sehr hoher Bedeutung, sowohl um die Kälte-Versorgung des in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Gebäudebestandes weiter zu gewährleisten als auch die aktuell im Bau befindlichen Gebäude, wie zum Beispiel das BioZentrum II oder die Gebäude des Centrums für fundamentale Physik (CfP) sowie zukünftig geplante Gebäude, wie das Medienhaus, perspektivisch versorgen zu können. Diese Infrastrukturmaßnahme ist somit ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.“
Im Erdgeschoss der insgesamt rund 1700 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Kältezentrale werden drei Kältekompressoren mit jeweils 3 Megawatt Leistung eingebaut, entsprechend der Entwicklung des Kältebedarfs kann später ein vierter Kompressor hinzukommen. Die erzeugte Kälte wird im Untergeschoss des Neubaus an den Wasserkreislauf abgegeben, der in der gut isolierten Kälterohrtrasse auf rund einem Kilometer Länge zirkuliert. Sogenanntes Kaltwasser mit 6 Grad Celsius wird zu den Verbrauchsstellen auf dem Campus transportiert. In Übergabestationen wird die Kälte an die Kühlkreisläufe in den Gebäuden abgegeben. Dabei erwärmt sich das Kaltwasser auf 12 Grad und künftig auf 16 Grad Celsius. Es wird zur Kältezentrale zurückgeleitet und dort erneut gekühlt. In den Wintermonaten wird dafür auch die Außentemperatur genutzt. Das leisten sogenannte Rückkühler, die neben dem Gebäude auf einer betonierten Freifläche von 700 Quadratmetern errichtet werden.
Das Gebäude der Kältezentrale wird mit seiner Rückseite und beiden Schmalseiten in einem noch aufzuschüttenden, begrünten Erdwall verborgen sein. Von der am Campus entlangführenden Saarstraße aus wird es nicht zu sehen sein.
„Die Erweiterung der Fernkälteversorgung an der Johannes Gutenberg-Universität ist ein Beispiel für technisch anspruchsvolle Infrastrukturmaßnahmen, die der Landesbetrieb LBB realisiert“, sagte LBB-Geschäftsführer Holger Basten. „Deren Gebäude sind naturgemäß weniger auffällig als prominent platzierte, öffentlich zugängliche Neubauten. Sie erfordern aber eine spezielle Expertise in der Projektleitung des LBB, das spezifische Know-how der beauftragten Ingenieurbüros sowie der ausführenden Firmen. Das Investitionsvolumen entspricht dem eines mittelgroßen Behördenneubaus. Auch wenn sich die erweiterte Fernkälteversorgung nach ihrer Fertigstellung äußerlich zurückhaltend präsentieren wird, so wissen doch alle Beteiligten: Technisch braucht sie sich nicht zu verstecken.“