Kopie des UNESCO-Welterbes Igeler Säule wird abgebaut und neu geschaffen

Die 114 Jahre alte 1:1-Nachbildung des römischen Pfeilergrabmals „Igeler Säule“ im Innenhof des Rheinischen Landesmuseums Trier wird zurzeit fachgerecht abgebaut und eingelagert. Die Replik des UNESCO-Weltkulturerbes steht selbst unter Denkmalschutz, ist aber nicht mehr sanierungsfähig. Um sie für die Nachwelt zu bewahren, wurde sie im vergangenen Jahr mit modernster 3D-Technik digitalisiert. Für Einrüstung, 3D-Digitalisierung, Abbau und Einlagerung der Replik wendet der Landesbetrieb LBB rund 450.000 Euro aus Instandhaltungsmitteln auf. Später soll eine dauerhafte Kopie der Replik an gleicher Stelle wiederaufgebaut werden.
Auf dem Foto sieht man einen Teil der Säulen-Replik, die gerade abgebaut wird.
Unter dem schützenden Gerüst geht der Abbau der Säulen-Replik planmäßig voran
Auf dem Bild sieht man demontierte Bildtafeln der Säulen-Replik, die in Kisten verpackt und eingelagert werden.
Demontierte Bildtafeln werden inventarisiert und zur Einlagerung verpackt.
Auf dem Bild stehen folgende Personen von links nach rechts: Dr. Marcus Reuter (Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier), Projektleiterin Marion Basten und Projektmanagerin Brigitte Coen (LBB-Niederlassung Trier), Dr. Wilfried Hoffmann (Leiter der LBB-Niederlassung Trier), Dr. Michael Hauck (Restaurator und Kunsthistoriker).
Personen von links: Dr. Marcus Reuter (Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier), Projektleiterin Marion Basten und Projektmanagerin Brigitte Coen (LBB-Niederlassung Trier), Dr. Wilfried Hoffmann (Leiter der LBB-Niederlassung Trier), Dr. Michael Hauck (Restaurator und Kunsthistoriker).
Auf dem Foto stehen folgende Personen von links nach rechts: Dr. Marcus Reuter (Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier), Projektleiterin Marion Basten und Projektmanagerin Brigitte Coen (LBB-Niederlassung Trier), Dr. Wilfried Hoffmann (Leiter der LBB-Niederlassung Trier), Dr. Michael Hauck (Restaurator und Kunsthistoriker).
Personen von links: Dr. Marcus Reuter (Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier), Projektleiterin Marion Basten und Projektmanagerin Brigitte Coen (LBB-Niederlassung Trier), Dr. Wilfried Hoffmann (Leiter der LBB-Niederlassung Trier), Dr. Michael Hauck (Restaurator und Kunsthistoriker).

Trier - Die originale 23 Meter hohe Igeler Säule aus hellem Sandstein ist das größte erhaltene Pfeilergrab nördlich der Alpen und steht mitten in dem Ort Igel an der Mosel. Seit 1986 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zahlreiche Bildreliefs zeigen mythologische Motive und Familienszenen der wohlhabenden römischen Tuchhändlerfamilie der Secundinier, die es um 250 n. Chr. erbauen ließ. Eine umfassende Sanierung wurde 2015 abgeschlossenen. Anders als das Original ist die stark angegriffene Replik von 1908 nicht mehr sanierungsfähig. Daher entschieden die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz, das Finanzministerium, die Denkmalschutzbehörde der Stadt Trier und der Landesbetrieb Liegenschafts- Baubetreuung (Landesbetrieb LBB) für den Abbau der mehr als 300 Tonnen schweren Säule, die Einlagerung der Bildtafeln und die Herstellung einer möglichst langlebigen „Kopie der Kopie“ (Duplik). Zuständig für die Umsetzung des Gesamtprojekts ist die Niederlassung Trier des Landesbetriebs LBB, die auch die Sanierung des Originals betreute.       

Dr. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, sagte: „Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn das mit Abstand größte Exponat des Rheinischen Landesmuseums nach so langer Zeit im Innenhof demontiert und nun eine Weile nicht mehr zu sehen sein wird. Wir freuen uns aber schon sehr auf die neue Kopie der Igeler Säule, die dann hoffentlich genauso lange wie das alte Denkmal unsere Besucher durch seine Größe und Farbigkeit beeindrucken wird.“ 

Als Vorbild für die künftige Nachbildung wurde bewusst nicht das Original in Igel, sondern die Replik von 1908 gewählt: Für deren Herstellung wurden seinerzeit detailgetreue Abdrücke vom Original genommen, das naturgemäß weniger verwittert war als heute. Zudem stand die Replik im Museumshof relativ geschützt. Die „Kopie der Kopie“ wird somit einen früheren, besseren Erhaltungszustand wiedergeben. Wie die bisherige Nachbildung wird auch die Duplik farbig gefasst. Die Grundlage hierfür liefern die Analyse römischer Farbspuren am Original und Erkenntnisse der jüngeren Antikenforschung, wonach eine farbige Bemalung fest zur künstlerischen Aussage von griechischen und römischen Skulpturen gehörte.   

Die Replik der Igeler Säule besteht aus Bimsziegel-Mauerwerk und hat im Inneren einen Hohlraum. Zur Stabilisierung wurden seinerzeit Stahlstreben und Zwischendecken aus Beton eingezogen. Dem Kernmauerwerk wurden die 5 bis 10 Zentimeter starken Relieftafeln aus von Hand gestampftem Beton vorgehängt, mit Stahlstäben und -drähten im Mauerwerk verankert sowie mit Mörtel hinterfüttert und verfugt.             
 
Die besonderen Herausforderungen des Projekts erläuterte der Restaurator und Kunsthistoriker Dr. Michael Hauck, der als unabhängiger Berater das Projekt begleitet: „Während das Original aus Sandstein-Werksteinen und damit im Wesentlichen aus einem einzigen Material besteht, wurde die Replik für das Landesmuseum mit verschiedenen Materialien und technisch völlig anders ausgeführt. Die Bauweise und das stark unterschiedliche physikalische Verhalten der verschiedenen Materialien führten in mehr als 100 Jahren zur allmählichen Zerrüttung des Bauwerks und schließlich zum Verlust der Standfestigkeit. In den gründlichen Voruntersuchungen für eine Duplik ist es gelungen, zwei unterschiedliche Aspekte zusammenzuführen: Einerseits muss schon aus rein denkmalpflegerischen Gründen die Replik das Vorbild für die ,Kopie der Kopie‘ sein. Andererseits ist jedoch das Original in Igel als nachhaltig beständiger Quaderbau das Vorbild in bautechnischer Hinsicht.“  
  
Die am 6. Dezember 2021 begonnenen Abbauarbeiten laufen plangemäß und sollen bis Ende Februar abgeschlossen sein. Das vom Landesbetrieb LBB mit dem Rückbau beauftragte Unternehmen geht innerhalb der Einrüstung mit größter Behutsamkeit vor. Jede einzelne Reliefplatte wird zuerst gegen Umkippen gesichert. Anschließend werden an ihrer Rückseite Mauerwerk und Mörtel vorsichtig entfernt, bis die Tafel freigelegt ist und abgenommen werden kann. Im Welschbilliger Saal des Landesmuseums werden die Tafeln inventarisiert, wenn nötig stabilisiert und für ihre Einlagerung in einem Depot verpackt.  

„Für den Landesbetrieb LBB am Standort Trier ist die Erhaltung der antiken Baudenkmäler keine Instandhaltungsmaßnahme wie viele andere“, sagte Dr. Wilfried Hoffmann, Leiter der LBB-Niederlassung Trier. „Wir haben vor Jahren ein eigenes Team etabliert, das sich überwiegend mit dem römischen Kulturerbe im Eigentum des Landes beschäftigt. Die Kolleginnen und Kollegen verfügen über Sachkunde, viel Erfahrung und sind jedes Mal mit Leidenschaft bei der Sache. In enger Abstimmung mit der GDKE, der örtlichen Denkmalpflege und zusammen mit spezialisierten Planungsbüros, Restauratoren und Unternehmen arbeiten sie daran, das 1700 Jahre alte Kulturerbe für die kommenden Generationen zu sichern. Deshalb werben wir um Verständnis, wenn die Bauwerke dafür eingerüstet werden müssen oder, wie in diesem besonderen Fall, abgebaut und später in neuer Form ersetzt werden.“     
      
Der Neuaufbau der Duplik befindet sich in einer frühen Planungsphase. Fest steht bereits, dass sie wie ihr Vorbild innen hohl sein soll. Errichtet wird sie als Mauergefüge aus Betonquadern, die an ihren Außenseiten die Bildreliefs tragen. Die massive Bauweise kommt dem Original aus Sandsteinquadern näher und hat den Vorteil hoher Stabilität und Dauerhaftigkeit. Gleichzeitig sind die Betonoberflächen eine Referenz an die Replik und lassen sich sehr gut farbig fassen. Außerdem kann das für den Aufbau erforderliche begehbare Baugerüst im Innenraum erhalten bleiben, was spätere Wartungsarbeiten erleichtert.          

Kontakt 
  
Claudia Renner 
Leiterin Stabsstelle Kommunikation

Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung
Zentrale

Rheinstraße 4E (Malakoff-Passage)
55116 Mainz
Telefon 06131 20496-146
rennerclaudia.zentrale@lbbnet.de

 

Dr. Frank Unruh 
Mediaplanung/Projektarbeit 

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier

Weimarer Allee 1
54290 Trier 
Telefon 0651 9774-161 
frank.unruh@gdke.rlp.de 
 

 

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