Mainz – Der sechsgeschossige, kreuzförmige Komplex am Colonel-Kleinmann-Weg 2 soll ab 2027 verschiedenen Bereichen der JGU als modernes Interimsquartier dienen, während ihre Gebäude saniert werden. Hauptkriterien der vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung gesteuerten Generalsanierung sind flexible Nutzbarkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Sanierung statt Neubau vermeidet höhere Rückbaukosten. Sie erspart der Umwelt den Energieverbrauch sowie die CO2-Emissionen, die bei der Beton-Herstellung für einen Rohbau entstehen würden. Das generalsanierte Gebäude wird auf dem Standard eines Neubaus sein, die Gesamtbaukosten von 49,2 Mio. trägt das Land.
„Die Modernisierung und der Ausbau der rheinland-pfälzischen Hochschulen ist eines der wichtigsten Ziele unseres Landes. Deshalb hat Rheinland-Pfalz in den vergangenen zehn Jahren insgesamt rund 732 Millionen Euro in den Ausbau seiner Hochschulen investiert, davon über 40 Prozent in die JGU. Die Generalsanierung des SB 2/4 in Höhe von 49,2 Millionen Euro ist ein weiterer wichtiger Schritt zur zukunftsorientierten Gestaltung des Campus: Hier entsteht nicht nur ein Ort der sozialen Teilhabe, da das sanierte Gebäude hohe Anforderungen an die Barrierefreiheit erfüllt, sondern durch die Revitalisierung des Gebäudes auch ein positives Beispiel für nachhaltiges Bauen“, so Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen.
Das Gebäude wurde 1973 als zweiter von vier Schnellbauten (SB 2/4) zu Verwaltungszwecken errichtet und später überwiegend als Lehrgebäude genutzt, in dem neben Büros auch Vorlesungsräume, Bibliotheken und Labore untergebracht waren. Zu Beginn der Generalsanierung wurde der SB 2/4 bis auf seinen Rohbau – eine Stahlbeton-Skelettkonstruktion - zurückgebaut. Für die Stabilität der Gesamtkonstruktion sorgt ein senkrecht durchgehender Beton-Kern im Kreuzungsbereich der Gebäudeflügel. Im komplett sanierten neuen Betonkern gibt es fünf statt vorher drei Aufzüge und er enthält mehr Versorgungsschächte, um die neu angeordneten Räume mit Heizwärme, Lüftung, Elektro- und IT-Infrastruktur entsprechend des aktuellen Stands der Technik zu versorgen.
„Mit der Sanierung von SB 2/4 wird für die bauliche Weiterentwicklung an der JGU ein großer Schritt getan. Funktional flexibel wird der Bau in seinem neuen Zustand für verschiedene Bereiche der Hochschule nach und nach zur Verfügung stehen, um die teilweise sehr komplexe Verzahnung von Maßnahmenketten an Bauvorhaben auf diesem Campus zu ermöglichen", sagt Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Der Minister verwies in diesem Zusammenhang auf den kommenden Doppelhaushalt des Landes, in dem das Budget für die Wissenschaft und Gesundheit weit über die zwei Milliarden-Grenze gesteigert würde. Für die Hochschulen allein sehe der Regierungsentwurf Ausgabenansätze in Höhe von 1,25 Milliarden Euro vor. „Vor dem Hintergrund unsicherer Zeiten gewähren wir den Hochschulen nicht nur eine Sicherheit, sondern auch noch eine Steigerung. Das ist ein klares Bekenntnis", so Hoch.
Noch während der Betonarbeiten lief der neue Innenausbau an. Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss entstehen 9 Hörsäle und 14 Seminarräume in unterschiedlichen Größen mit insgesamt 2.830 Plätzen für Studierende. Im 2. Obergeschoss befinden sich ebenfalls Seminarräume, jedoch auch flexibel nutzbare Räume, die sowohl als Büros als auch als Besprechungsräume genutzt werden können. Am Ende des Ostflügels ist ein Café des Studierendenwerks Mainz vorgesehen, mit einer geschützten Terrasse unter dem überstehenden 1. Obergeschoss. Die Obergeschosse 3 bis 5 beherbergen Büros für bis zu 400 Mitarbeitende der Fachbereiche. Die innenliegenden Zonen der breiteren Gebäudeflügel Nord und Süd werden für Archive und Teeküchen genutzt, können aber auch als Multifunktionsflächen für Veranstaltungen dienen.
„Der Umbau des Gebäudes SB 2/4 zum Interimsgebäude für die temporäre Unterbringung von Instituten und anderen universitären Einrichtungen ist ein wichtiger Schritt, um die Sanierung zentraler Lehr- und Forschungsbauten fortzusetzen", erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch. „Denn geeignete Auslagerungsflächen auf dem Campus sind Voraussetzung für die Sanierung einiger in die Jahre gekommenen Gebäude auf unserem Campus. Wir freuen uns, dass das umfassende, viele Jahre in Anspruch nehmende Sanierungsprogramm für den Campus weiter voranschreitet. Sind moderne und funktionale Gebäude für eine zeitgemäße Forschung und Lehre an der JGU doch dringend erforderlich und gleichzeitig ein essenzieller Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz."
Gebäudedämmung und Barrierefreiheit werden auf den heutigen Stand gebracht. Die Fassade erhält eine 20 Zentimeter starke Dämmschicht, Dach und Kellerdecke werden ebenfalls gedämmt. Überall werden dreifach verglaste Fenster mit effektiver Wärmedämmung eingebaut. Die Heizwärme kommt aus der Nahwärmeversorgung des Campus mit einem guten Primärenergiefaktor. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes – zum Beispiel der Erdgasanteil an der Heizwärmeerzeugung – sinkt auf knapp 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Das ist rund 60 Prozent besser als der Anforderungswert an sanierte Bestandsgebäude nach der zum Planungszeitpunkt maßgeblichen Energieeinsparverordnung.
Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung, sagt: „Neubauten ,auf der grünen Wiese‘ werden von Bauherrn, Planern und Baufirmen häufig als schnelle, kostensichere und gestalterisch moderne Lösungen gegenüber Generalsanierungen bevorzugt. Aber genau solche Projekte sind heute und in Zukunft für einen CO2-neutralen Gebäudebestand von zentraler Bedeutung. Beim SB 2/4 spart die weitere Nutzung der kompletten Stahlbeton-Skelettkonstruktion nach heutigen Preisen nicht nur rund 22 Mio. Euro, sondern auch rund 3.800.000 Kilogramm CO2-Emissionen. Hinzu kommt eine jährliche Einsparung von 50.000 Kilogramm CO2 im Gebäudebetrieb aufgrund moderner Wärmedämmung und Versorgungstechnik.“
Für durchgehende Barrierefreiheit sorgen künftig eine neue Rampenanlage am Haupteingang, drei rollstuhlgerechte Aufzüge und barrierefreie WC-Anlagen. Türschilder mit Braille- oder erhabener Profilschrift sowie mit dem Langstab tastbare Leitsysteme auf dem Boden erleichtern Menschen mit Sehbehinderung die Orientierung. Das Leitsystem beginnt bereits an der Bushaltestelle am Anselm-Franz-von-Bentzel-Weg, die barrierefrei neu errichtet wird. Die Hörsäle werden mit jeweils zwei Plätzen für Rollstuhlnutzende und mit Hörschleifen für die Nutzung mit Hörgeräten ausgestattet.