Rohbau fertig: An der Hochschule Mainz wurde der Richtkranz für den 2. Bauabschnitt gehisst

Nur 15 Monate nach dem Spatenstich freut man sich an der Hochschule Mainz über die Fertigstellung des Rohbaus für den 2. Bauabschnitt. In den Neubau mit einer Nutzfläche von rund 13.000 Quadratmetern sollen die Fachbereiche Technik und Gestaltung mit rund 2600 Studierenden einziehen, die zurzeit an den Standorten Holzstraße und Wallstraße untergebracht sind.

Mainz - Zum traditionellen Hissen des Richtkranzes sprachen Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, die Präsidentin der Hochschule Prof. Dr. Susanne Weissman, der Oberbürgermeister der Stadt Mainz Michael Ebling und Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung, dessen Niederlassung Mainz den Neubau managt.

Rund 62 Mio. Euro investiert das Land in die weitere Zusammenführung der Hochschule auf ihrem Campus an der Lucy-Hillebrand-Straße nahe dem Europakreisel. Auf dem Campus ist im ersten Bauabschnitt bereits der Fachbereich Wirtschaft mit rund 3170 Studierenden angesiedelt.   

Energieeffizienz und Photovoltaik   

„Mit dem bereits fertiggestellten 1. Bauabschnitt und dem neuen Gebäude für die Fachbereiche Technik und Gestaltung wird dieser Standort der Hochschule zu einem zentralen Wissenschaftsquartier für die angewandten Wissenschaften. Der Neubau zeigt wie viele andere aktuelle Baumaßnahmen an unseren rheinland-pfälzischen Hochschulen unser zentrales Anliegen, nachhaltiges Bauen mit konsequent energieeffizienten Lösungen und dem Einsatz regenerativer Energien weiter voranzubringen. Hier entsteht ein hochmoderner Gebäudekomplex mit hoher Energieeffizienz, modernsten Be- und Entlüftungsanlagen, sommerlichem Wärmeschutz und Photovoltaikanlagen“, sagte Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen.

Der 2. Bauabschnitt der Hochschule Mainz entsteht spiegelbildlich neben dem ersten mit den gleichen Grundmaßen und Geschosszahlen, bietet jedoch rund 45 Prozent mehr Nutzfläche. Den Studierenden und Lehrenden der Fachbereiche Technik (Fachrichtungen: Architektur und Bauingenieurwesen) und Gestaltung (Kommunikationsdesign, Zeitbasierte Medien und Innenarchitektur) stehen verschiedene Werkstätten und Labore sowie 36 Seminarräume in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Eine zweigeschossige Halle ist für den Tragwerksbau und die Prüfstelle für Baustoffe vorgesehen, außerdem Arbeitsplätze für Studierende auf insgesamt 1.400 Quadratmetern sowie Verwaltungsräume. Die bauliche Fertigstellung und Übergabe an die Hochschule ist für Herbst 2023 geplant.

Forschungsprofil wird weiter gestärkt

„Mit dem zweiten Bauabschnitt kommt die Hochschule ihrem Ziel, einen zentralen Campus für alle Fachbereiche zu verwirklichen, einen großen Schritt näher“, so Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. „Mit der Campusweiterentwicklung bietet sich die Chance, das Verhältnis von Lehre, Forschung und Transfer so zu gestalten, dass innovative Lehrformate unterstützt, Forschungsinfrastrukturen gestärkt und auch räumlich interdisziplinäre Potenziale erschlossen werden. Dennoch gilt: Ein Neubau ist und bleibt eine Hülle, die es mit Leben zu füllen gilt. Hier forschendes Leben in den Neubau zu bringen - dafür sorgt die Landesregierung über die Forschungsinitiative. Dadurch wird das individuelle Forschungsprofil der Hochschule weiter gestärkt.“

„Man kann heute mit Fug und Recht sagen: was lange währt, nimmt nun ganz ordentliche Formen an und hat eine reelle Chance, gut werden“, sagte die Präsidentin der Hochschule Mainz Prof. Dr. Susanne Weissman. „,Gut‘ aus Sicht der Hochschule wird es sein, wenn es uns gelungen ist, die an einem Standort vereinte Hochschule Mainz zu einem offenen und einladenden Ort entwickelt zu haben. ‚Gut‘ wird es zudem sein, wenn das neue und das bereits bestehende Gebäude den entsprechenden Raum für das bieten werden, wofür wir stehen wollen: Wir leben Kooperation und gestalten Innovation. Unser Denken und Handeln u?berschreitet Grenzen von Fachdisziplinen und -kulturen. Wir befa?higen dazu, Beziehungen zu Menschen mit unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft vorurteilsfrei zu gestalten. Dazu gehört auch ganz ausdrücklich, dass wir uns bereits auf dem Weg in den Neubau eine neue und eine gemeinsame Heimat schaffen. Wir befinden uns mitten auf diesem Weg und ich danke allen, die uns das möglich gemacht haben, sehr herzlich.“

„Der Zukunft beim Entstehen zuschauen“

Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, sagte: „Das neue Hochschulgebäude steht symbolisch für die Fokussierung der Mainzer Bildungslandschaft - Universität und Hochschule rücken noch näher zusammen, zudem in exzellenten Ausbildungsstätten. Hier blicken wir auf einen der seltenen Orte, an denen man der Zukunft beim Entstehen zuschauen kann. Denn hier bekommen Bildung, Wissenschaft und Forschung ein neues Zentrum in unserer Stadt, das unter dem Motto ,25 Jahre Projekt Zukunft‘ steht. Seither arbeitet die Hochschule konsequent an der Zukunft mit Forschung, Lehre und der Vernetzung in die Wissenschaftsstadt Mainz hinein.

Dieser zweite Bauabschnitt der Hochschule Mainz ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Mainzer Wissenschaftscampus, der zugleich optimale Möglichkeiten für Studium, Forschung und Entwicklung bietet, Synergieeffekte nutzt und Identität stiftet. Die Hochschule Mainz ist in der Stadtgesellschaft tief verwurzelt, der Beginn der Historie geht bis in das Jahr 1757 zurück, als der Mainzer Kurfürst die Gründung einer ,Maler- und Bildhauerakademie‘ beschloss. Heute ist die Hochschule ein wichtiger Impuls- und Taktgeber in unserer Stadtgesellschaft – mit einer nun topmodernen neuen Heimat.“

Rund 1600 Betonmischer-Fahrten

Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung, sagte: „Der beeindruckende Rohbau mit seinen 11.500 Kubikmetern Beton wurde in großer Geschwindigkeit und in hoher Qualität erstellt. Dazu waren rund 1.600 Fahrten von großen Betonmischern erforderlich. Auch die wichtigsten Ausbau- und Technikgewerke konnten reibungslos vergeben werden, was bei der momentanen Marktsituation nicht selbstverständlich ist.“

Das Gebäude ist analog zum 1. Bauabschnitt als kompakter Baukörper mit zwei Innenhöfen konzipiert. Auch beim 2. Bauabschnitt verfügt der nördliche Gebäudeteil über vier oberirdische Geschosse und der südliche Gebäudeteil ist zweigeschossig.

Um alle benötigten Flächen der Hochschule unterbringen zu können, ist das gesamte Untergeschoss natürlich belichtet und damit den oberirdischen Obergeschossen ebenbürtig. Durch großzügige Lichtgräben an den Außenseiten und die großzügige Fenstergestaltung in beiden Innenhöfen fällt genügend Tageslicht in die dort untergebrachten Labore für Wasserbau, Geotechnik oder Physik, zu den studentischen Arbeitsplätzen und in den Atelierbereich Plastische Gestaltung. Letzterer erhält einen Direktzugang zu seiner Ausstellungsfläche in einem der Innenhöfe. Lediglich die Fotowerkstätten auf der Südseite erhalten weniger Belichtung in Form von Oberlichtern, da hier keine umfassende natürliche Belichtung gewünscht ist.

Ziel: Silber-Standard Nachhaltiges Bauen

Die Gebäudehöhen beider Bauabschnitte wurden entsprechend den Vorgaben des Bebauungsplans so konzipiert, dass die Frischluftzufuhr zur Innenstadt nicht beeinträchtigt wird. Mit der Fertigstellung des Neubaus bekommt die Hochschule ein neues Entrée: Der dreigeschossige Verbindungsgang zwischen dem 1. und 2. Bauabschnitt wird als Hauptzugang für alle drei Fachbereiche an der Lucy-Hillebrand-Straße ausgestaltet.

Es handelt sich um einen modernen Stahlbeton-Skelettbau. Dabei wird zuerst das Tragwerk des Gebäudes aus Stahlbeton errichtet und das so entstandene „Skelett“ um Fassadenelemente und weitere Bauteile ergänzt. Das äußere Erscheinungsbild der Obergeschosse wird von vorgehängten, hinterlüfteten Faserzementfassaden geprägt. Erdgeschoss und Untergeschoss erhalten eine Wärmedämm-Verbundsystem-Fassade mit Mineralwolledämmung. Farbgebung und Materialien korrespondieren mit denen des 1. Bauabschnitts. Außen vor den Fenstern werden Lamellenraffstores als Sonnenschutz angebracht.

Schon der 2009 eingeweihte 1. Bauabschnitt erreichte annähernd den Standard eines Niedrigenergiegebäudes. Für den 2. Bauabschnitt ist der Silber-Standard nach dem 2010 eingeführten Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundes angestrebt. Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf Ökologie, Ökonomie, die soziokulturellen und technischen Eigenschaften des Gebäudes. Erreicht wird das unter anderem durch Versickerungsmulden, damit Oberflächenwasser vor Ort versickern kann. Im Sommer dienen thermisch aktivierte Betondecken mit eingebautem Kaltwassernetz der Kühlung der Räume.

Zum Konzept der Außenanlagen gehört die Pflanzung von 88 Laubbäumen sowie auf 1.760 Quadratmetern Sträucher, Stauden und Gräser. Im Rahmen des 2. Bauabschnitts werden 312 zusätzliche Fahrradstellplätze mit Überdachung hergestellt - davon 24 unter einer umzäunten und abschließbaren Überdachung. Diese Fläche ist für E-Bikes vorgesehen.

Kunst am Bau: Ein Riesenschritt zum Haupteingang

Den vom Land Rheinland-Pfalz ausgeschriebenen Wettbewerb für die „Kunst am Bau“ der Hochschule Mainz hat im Juni 2021 das aus vier Künstlern bestehende Kollektiv „inges idee“ (Berlin) gewonnen. Der Entwurf namens „Zollstock“ für eine dynamisch vorwärtsdrängende Figur, die mit einem Riesenschritt alle Treppenstufen zum künftigen Haupteingang auf einmal nimmt, überzeugte die fachkundige Jury. Die Figur ist scheinbar aus einem überdimensionalen gelben Zollstock aufgefaltet. Insgesamt wurden zehn Künstler/innen oder Künstlergruppen aufgefordert einen ausgearbeiteten Entwurf einzureichen. Vorgeschaltet war ein bundesweites offenes Bewerbungsverfahren.

Für die Realisierung des Kunstwerks stehen maximal 241.000 Euro zur Verfügung. Der Kostenrahmen für die rechtlich vorgeschriebene Kunst am Bau orientiert sich laut der Richtlinie für die Durchführung von Bauaufgaben des Landes (RLBau) an einer Größenordnung von 1 bis 2 Prozent der reinen Bauwerkskosten, also ohne Grundstücks-, Erschließungs- und Baunebenkosten. Weitere Informationen auf www.kunstundbau.rlp.de